Alemannisches/Fränkisches Glas

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Alemannisches/Fränkisches Glas 3. - 8. Jh. n. Chr.

Nach dem Abzug der Römer in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Ch. aus den, von ihnen beherrschten Gebieten nördlich der Alpen, rückten verschiedene germanische Stämme (u.a. Alamannen) in die nun freien rechtsrheinischen Gebiete ein. Schon während der römischen Herrschaft, im 3. n. Jh., sind hohe Stellungen im römischen Heer mit Alamannen besetzten (Martin 1997). Es ist also davon auszugehen, daß beide Volksgruppen zusammen arbeiteten und es zu einem Austausch von Wissen in den verschiedenen Handwerken kam. Die Alamannen übernahmen wahrscheinlich, nach dem Abzug der Römer, die vorhanden Handwerksstätten und führten die Produktion weiter fort. Als Produktionsstätten sind Köln und Trier belegt. Damit erfolgte eine relaative Technologiekontinuität.

Im Jahr 496 wurden die Alamannen von dem fränkischen König Chlodwig (*um 466 – 511 ) unterworfen. Er gehörte dem Königsgeschlecht der Merowinger an, die große Teile Alemanniens unterwarfen und damit das Fränkischen Reiches gründeten. Ihre reale Macht verloren die Merowinger im 7. Jh. dann zunehmend an die arnulfischen Hausmeier, die dem karolingeischen Adel angehörten.

Die Glasherstellung und –verarbeitung war ein hoch spezialisierter Zweig. Sie erfordert besondere Kenntnisse über Rohmaterialien, Schmelztemperaturen und Temperaturführung, Mischungverhältnisse und natürlich die Verarbeitung und Formung von Glas. Weiterhin braucht man das Wissen und die Ressourcen um einen Hochtemperaturofen zu betreiben. Reiner Quarz (SiO2) schmilzt bei 1700°C, deshalb werden Flußmittel zugesetzt, um das Glas später bei niedrigeren Temperaturen verarbeiten zu können. In der Antike wurde als Flussmittel natürliches Soda (Pflanzenasche), das vermutlich aus Ägypthen stammte, oder Trona (ein Mineral aus arieden Salzseen) verwendet. Zusäztlich wurde Kalk (CaCO3) zu gegeben, bezw. kalkreicher Sand verwendet. Ferner wurde Altglas wiederverwendet, um die Schmelztemperatur abzusenken und die Gläser zu "verlängern", also länger bearbeitbar zu machen. Durch die verwendeten Zusätze war die Verarbeitungstemperatur der römischen wie auch der fränkischen Gläser auf ca 1000°C gesunken. Durch färbende Zusätze von Oxyden (Bleistannat etc.) ließ sich die Temperatur weiter absenken, so daß Gläser bei 550-700°C verarbeitet werden konnten. Spätere Gläser enthalten mehr Blei, so daß ihre Verarbeitungstemperatur noch weiter gesunken war, vielleicht deutet dies auf eine Vereinfachung der Ofentechnologie hin. Von der Antike bis Ende des 8. Jh. wurde fast auschließlich Soda-Kalk-Glas hergestellt (Wedepohl 1993, Bezborodov 1975) und verwendet. Danach wurde aus Ressorucenmangel umgestellt auf Pflanzenasche heimischer Gewächse.




Vergleich der typische Zusammensetzung von Soda-Kalk-Gläsern (Wedepohl 1998, Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie 1976), Angaben in Gew%, n = Anzahl der Proben

Aus der Tabelle geht hervor das die Zusammensetzung des Soda-Kalk-Glases innerhalb des Zeitrahmens des römischen Reiches, über die Völkerwanderwanderungsszeit bis hin zum Ende des 8. Jh. n. Chr. im europäischen Raum konstant blieb, so daß, davon ausgehend, immer das gleiche Rezept, bezw. die gleichen Rohstoffe verwendet worden sind. Bis jetzt wurde jedoch noch kein direkter Nachweis im europäischen Bereich gefunden, der die direkte Glasproduktion (Rohglas-Schmelze) beweist, so daß eine römische Glasproduktion aus den Rohstoffen in Europa nicht nachgewiesen werden kann. Es gibt aber die Theorie, das die Kölner Glaswerkstatt für ihre römischen Gläser Frechener Sand verwendet haben soll (M. Rech 1982, Rottländer 1990), aber in jüngster Zeit wird eher die Hypothese vertreten,daß eine Glasherstellung aus den Rohstoffen nur im Nahen Osten erfolgte. Dieses Rohglas wurde dann in den europäischen Raum importiert und dort weiter verarbeitet und „veredelt“. Die Anteile des Basisglases am Gesamtanteil des Glases variieren erheblich, dies bedeutet, dass bei der Einfärbung der Gläser unterschiedlich große Mengen des Basisglases verwendet worden sind. Dagegen stehen die Untersuchungen an Funden des Hambacher Forstes, die nach den jüngsten Ergebnissen die Produktion und Verabeitung von Glas belegen.