Absaugung, Hintergründe2

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In der Flamme entsteht ein Gemisch aus Wasserdampf, Kohlendioxid, etwas Kohlenmonoxid und einigen Stickoxiden. Den Anteil an Luftstickstoff erwähne ich nur nebenbei, da er im Moment uninteressant ist. Wenn man das alles miteinander verrechnet kommt man auf eine Dichte, die kleiner ist, als die der normalen Luft. Außerdem ist das Flammabgas auch noch heiß, und deshalb noch etwas leichter. Das heißt, daß das Zeugs ZUERST nach oben steigt, bevor es sich verteilt.

Im Kurs bei Loren Stump hatte ich eine interessantes Erlebnis: Am Vortag hatten Vince, Loren und ich darüber diskutiert, ob die Flammgase nun unter der Abzugshaube durch blasen würden oder eher vor der (scheinbar recht kleinen) Haube über dem runden Tisch schon zur Decke sterigen würden. Vince meinte, sie würden unter der Haube durchschießen, Loren meinte, sie würden genau treffen und ich glaubte, daß ein Teil auch vorne vorbeigeht. Dann zeigte Loren uns, wie man einen Wolframhaken biegen kann und ihn dann noch anschärft. Beim Anschärfen wird Wolfram verbrannt, das Oxid verdampft und wird als dichter Rauch weggeblasen. Dieser Rauch ging zum Größten Teil IN die Haube und zum Verblüffen von Vince verfehlte ein Teil die Vorderkante der Haube!

Lange Geschichte, kurzer Sinn: Die Flammgase steigen ZUERST nach Oben. Von dort verteilen sie sich rasch durch Strömung und Diffusion im gesamten Zimmer und erreichen dann auch z.B. den armen Schlampi, dem dann speiübel wurde. Die Absaugung sollte möglichst über dem Brenner sein und etwas dahinter. Der Volumenstrom sollte so groß sein, daß auch die senkrecht aufsteigenden Schwaden noch sicher erfaßt werden. Wenn nirgends AUSREICHEND Frischluft nachkommt kann auch der stärkste Ventilator nicht genug ziehen.

Er rührt dann sozusagen nur den Mief in seinem Gehäuse um. Für die Frischluftzufuhr kann man auch in einem anderen Raum das fenster öffnen und dann die Tür etwas offen stehen lassen. Dann wird es zuerst im anderen Zimmer kalt, bevor der eisige Zug einen im Nacken trifft. Prinzipiell arbeite ich lieber mit "Rückenwind" als mit Zug von der Seite oder gar von Vorne.

Ein "Schwimmbadgeruch", nur etwas kratziger ist ein ALARMZEICHEN für ungenügende Lüftung! Die ihn verursachenden Stickoxide (Sie wandeln sich rasch ineinander um und lösen sich in Wasser zu salpetriger Säure und Salpetersäure) sind kurzfristig "nur" heftig reizend. Langfristig können sie Krebs verursachen, da sie mit unserem Körpereiweiß zu Nitrosaminen reagieren. Diese wiederum waren schon öfter Anlaß für Lebensmittelskandale. Ich muß mich mal über den MAK-Wert für Stickoxide informieren und ihn dann mit der Geruchsschwelle vergleichen. Dabei werde ich natürlich den kleinsten MAK-Wert benutzen, da man dann auf der sicheren Seite ist. Der MAK-Wert ist die Konzentration, die über täglich 8 Stunden bei einer Fünftagewoche als "ungefährlich" gilt. ...je höher die Flamm-Temperatur desto vollständiger die Verbrennung...Das gilt nicht nur für Brenngase, sondern auch für den Stickstoff der Luft! Ich habe extra mal im Merkblatt "Salpetersäure und STICKOXIDE" der Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie nachgelesen, um einige Daten hier einzustellen. Bei der Verbrennung entstehen einige unterschiedliche Stickstoffoxide. Davon erwähnenswert sind zwei:


NO, Stickstoffmonoxid: Reagiert bei Raumtemperatur mit Luftsauerstoff zu NO2. NO ist ein farbloses, geruchloses Gas und hat Ca. die Dichte von Luft. Der MAK-Wert beträgt 25ppm oder 30mg/m³. In Reinform ist es ein Gas, das beim Transport als SEHR GIFTIG etikettiert sein muß. NO2, Stickstoffdioxid: Zersetzt sich bei höheren Tempersturen (>150°C) zu NO und Sauerstoff. Braunrotes Gas mit stechendem Geruch (ähnlich dem "Schwimmbadgeruch") und hat eine höhere Dichte als Luft (Ca. 1,6-fach). Der MAK-Wert liegt bei 5ppm oder 9mg/m³. Diese Konzentration wird auch als "Geruchsschwelle" angegeben. Ab dieser Konzentration wird das Gas durchschnittlich wahrgenommen. Beim Transport muß dieses Flüssiggas als SEHR GIFTIG und ÄTZEND gekennzeichnet werden. Da sich das NO in NO2 umwandelt und dieses deutlich gefährlicher ist und geruchlich wahrgenommen werden kann beschränke ich mich im Folgenden auf NO2. Die maximale Immissionskonzentration beträgt 0,5mg/m³ für 24-stündiges Einatmen (nach VDI 2310). Das ist 5% vom MAK-Wert. So WENIG darf in der Luft sein, wenn sie als "frisch" gelten soll.

Das Gemeine an Stickoxiden ist, daß sie relativ schlecht wasserlöslich sind und deshalb relativ tief in die Lunge gelangen. Dort haben sie dann Zeit, sich im Feuchtigkeitsfilm der Lungenbläschen zu lösen und ihr Unheil anzurichten. Da das Innere der Lunge weitgehend gefühllos ist merkt man davon wenig. Bei sehr hohen Konzentrationen führt das zum Lungenödem. Dabei läuft die Lunge voll Gewebeflüssigkeit und bekommt keine Luft mehr. Weniger hohe Konzentrationen führen zu chronischen Schäden oder über lange Zeit zu Krebs. Auch Augenbrennen und Husten werden durch Stickoxide hervorgerufen oder gefördert.

Quelle: FAQ Beitrag von Dietmar